Kobalt, Lithium und Coltan: Dies sind die Mineralien, die für die vierte industrielle Revolution benötigt werden. Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) ist für rund 71 % der weltweiten Kobaltproduktion und 35 % der weltweiten Coltanproduktion verantwortlich.[1]
Solange diese Mineralien im Kongo existieren, wird es Kräfte geben, die versuchen, das Land zu destabilisieren. Doch nicht die Mineralien sind die eigentliche Ursache des Problems – sondern der Kapitalismus. Was unterscheidet Norwegen, ein ressourcenreiches Land mit lukrativen Ölreserven, von der Demokratischen Republik Kongo? Seine Position innerhalb der kapitalistischen Produktionskette: Während Norwegen von seinen Ressourcen profitiert, wurde die Demokratische Republik Kongo an deren unterstes Ende verbannt. Ihre Reichtümer werden ausgebeutet, und die anhaltende Gewalt wird bewusst in Kauf genommen.
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schätzt, dass das Land über unerschlossene Mineralreserven im Wert von 24 Billionen US-Dollar verfügt. Zudem beherbergt es mehr als die Hälfte der Wasserressourcen und Waldflächen Afrikas sowie 80 Millionen Hektar Ackerland – genug, um den gesamten Kontinent zu ernähren.[2] Allein im Jahr 2022 exportierte die Demokratische Republik Kongo Kupfer und Kobalt im Wert von 25 Milliarden US-Dollar – eine Summe, die mehr als einem Drittel des nationalen BIP entsprach.[3]
Im selben Jahr stellte die Weltbank fest, dass etwa 74,6 % der Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo von weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag leben und etwa jeder sechste Kongolese in extremer Armut lebt.[4] Auf dem Human Development Index 2022 rangiert das Land auf Platz 180 von 193.[5]
Die Kluft zwischen dem nationalen Reichtum des Landes und der extremen Armut, unter der die Mehrheit leidet, ist erschütternd.
Die heutige Demokratische Republik Kongo ist nach wie vor vom transatlantischen Menschenhandel (vom 15. bis zum 19. Jahrhundert) und von der Kolonialisierung durch König Leopold II. (1884–1908) und deren Fortsetzung durch den belgischen Staat (1908–1960) geprägt. Sie wird von der Sabotage der Souveränität des Landes durch die Ermordung seines ersten demokratisch gewählten Führers Patrice Lumumba (1925–1961) und durch die Unterordnung seiner Eliten unter die Pläne großer multinationaler Bergbauunternehmen verfolgt. […]
Zwischen multinationaler Plünderung und chinesischen Investitionen
Der Einstieg des chinesischen Staates und privater chinesischer Unternehmen in Afrika in den letzten zwei Jahrzehnten hat zu einem Wettbewerb mit den Ländern des Globalen Nordens und ihren Bergbauunternehmen geführt. Es war das erste Mal, dass diese multinationalen Konzerne in direkten Wettbewerb treten mussten, was der kongolesischen Regierung den Spielraum gab, das Bergbaugesetz im Jahr 2018 zu ändern und der Ausplünderung des Landes, wenngleich gering, entgegenzuwirken.
Am 20. Januar 2024 schloss die Demokratische Republik Kongo einen Vertrag über Mineralien gegen Infrastruktur mit China ab, der eine Finanzierung in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar, vor allem für den Bau von Straßen vorsah. Die Vereinbarung basiert auf einem Joint Venture für den Kupfer- und Kobaltabbau zwischen Gécamines (dem staatlichen Bergbauunternehmen der Demokratischen Republik Kongo) und Sicomines. Das Abkommen sicherte der Demokratischen Republik Kongo außerdem einen Anteil von 40 % am Wasserkraftwerk Busanga, einem gemeinsamen Projekt der beiden Länder, das von chinesischen Unternehmen gebaut wurde.
Interessanterweise wuchs im Globalen Norden die Sorge um die Ausbeutung der Arbeiter in der Demokratischen Republik Kongo gerade zu dem Zeitpunkt, als chinesische Firmen begannen, Bergbauunternehmen aus dem Globalen Norden zu verdrängen. Dieses Interesse ignoriert sowohl die schweren Verstöße von Unternehmen aus dem Globalen Norden und gibt vor, sich um das Wohlergehen des kongolesischen Volkes zu sorgen. Als das private chinesische Unternehmen China Molybdenum Company Limited (CMOC), das Mineralien produziert, die für grüne Technologien entscheidend sind, 2016 die Tenke-Fungurume-Mine vom US-amerikanischen Bergbauunternehmen Freeport-McMoRan kaufte, wuchs im US-amerikanischen Staatsapparat die Angst, dass die Chinesen alle Schlüsselelemente der „grünen Technologie“ kontrollieren würden.
Da die USA nicht in der Lage waren, den Kauf durch China anzufechten, gingen sie in zwei Richtungen vor: Sie delegitimierten Chinas Interventionen in Afrika durch Beschwerden über die Ausbeutung von Kinderarbeit durch China und übten politischen Druck auf afrikanische Regierungen aus, die Verbindungen zu China abzubrechen. […] |